Montag, 18. Dezember 2006

Exkursion im Wald

Exkursion im Wald

Ich nehme die Exkursion im Küsnachter Tobel als Ausgangspunkt für meine Überlegungen zu einer Exkursion und deren Verarbeitung zum Themenfeld Lebensraum Wald.

Vorbereitung
Bei der Vorbereitung der Exkursion sind nicht nur organisatorische Punkte zu klären, sondern auch inhaltliche Aspekte, die beobachtet, diskutiert und verarbeitet werden sollen. So bin ich der Meinung, dass man bereits jüngere Kinder in die Planung integrieren kann.
Ein Waldspaziergang bietet sich zum Sammeln von Naturmaterialien und Fragen zu den unterschiedlichen Pflanzen, Lebewesen und Erscheinungsformen in den Jahreszeiten an. So kann die Lehrperson mit der Klasse vorher eine gemeinsame Liste von „Suchpunkten“ erstellen. Im Anschluss an die Exkursion kann mit den gefundenen Gegenständen eine Art Naturmuseum gestaltet werden. Die gesammelten Materialien müssen untersucht und bestimmt werden und die notierten Fragen sollen beantwortet werden. Es werden also entsprechende Quellen (Literatur, Experten) benötigt.

Anregungen zum Austausch von Erfahrungen
Im P2 machte ich eine kleine Exkursion in den Wald, um mit den Kindern Ameisen zu beobachten und kennen zu lernen. Ich habe den Kindern Lupen verteilt, damit sich die Kinder besser in die Sichtweise einer Ameise versetzen können. Dies regte zu Fragen und in einer späteren Auswertung der Exkursion zu einer angeregten Austauschrunde an. Auch durch gezieltes Fragestellen und Anleiten zu verschiedenen Sinneswahrnehmungen, konnten die Kinder eine andere Sichtweise einnehmen und sich eher in das Leben der Tiere einfühlen. Beispiele von Fragen dazu: Was sieht die Amsel im Flug über der Wiese? Oder wie schafft es das Eichhörnchen, so schnell auf einen Baum zu klettern? Schliesse die Augen, was hörst du? Was fühlen deine Füsse, wenn du die Augen schliesst und dich von deinen Partner führen lässt?Auch das „Riechen des Waldes“ unterstützt die differenzierte Wahrnehmung von Waldmaterialien und können mit künstlichen Stoffen verglichen werden. Selbst die Bezeichnung der Adjektive kann zur Wortschatzerweiterung beitragen.

Vertiefung und Verarbeitung
Eine Möglichkeit der Vertiefung und Übung liegt in der Gestaltung eines "Ökosystems Wald" oder eines "Nahrungskettenmobiles". Die Sachinformationen und das persönliche Erleben können in bildnerische Darstellungen umgesetzt werden. Auch für die Partner- oder Kleingruppenarbeit sind diese Arbeiten geeignet, da die Kinder sich über die Gestaltung verständigen und austauschen müssen.Die Kinder können mit ihrer persönlichen Sammlung einen Phantasiewald gestalten oder zu mehreren eine Erlebniswelt aus Ameisenperspektive bauen. Auch ein Sinnesparcour oder ein Leiterlispiel mir Fragen sind dazu realisierbar.

Informationssammlung und -sicherung
Es können verschiedene Arbeitsblätter zum Vertiefen und Festigen des Wissens der Schüler beitragen. Neben den 'Klassikern' werden unter den Rubriken "Bäume", "Sträucher", "Pilze" und "Tiere im Wald" zahlreiche Angebote zu interessanten und wichtigen Themenbereichen geboten. "Warum verlieren Laubbäume ihre Blätter?" oder 'Welche Sträucher und Pilze sind giftig?' sind nur zwei der schön illustrierten und aufbereiteten Sachinformationen. Lohnenswert ist auch ein Einsatz von Geschichten und Gedichten oder der anregend gestalteten Materialien zu Eichhörnchen und Spinnen. Dem immer aktuellen Thema "Waldsterben" wird ein besonderer Platz eingeräumt, der zu Unterrichtsgesprächen anregt.

Präsentation
Ist das Naturmuseum und die in Gruppen gestalteten „Bilder“ nach den Vorstellungen der Klasse eingerichtet, kann es der Parallelklasse zu einem Informationsbesuch inklusive Expertenbefragung dienen.

Arbiet mit Tondokumenten

Zwar ist es nun schon einige Zeit seit her, als wir uns den Wassergeräuschen auf dem Tonband gewidmet haben, doch hat es mich beeindruckt und beschäftigt. In der Schule nehmen die akustischen Signale einen sehr grossen Stellenwert ein. Man ist verlockt, einen Auftrag lediglich einmal zu sagen, eine Erklärung mündlich zu umschreiben und vergisst so schnell die Visualisierung.

Wir brauchen das Gehör derart oft, dass wir es kaum je bewusst einsetzen. In der Schule wird es fast ständig in Anspruch genommen, indem wir mit den SchülerInnen sprechen oder sie sich gemeinsam unterhalten. Diese Art von „hören“ führen wir nebenbei aus und es ist uns zum Teil sogar möglich, eine andere, zweite Tätigkeit gleichzeitig auszuführen. Was aber nehmen wir tatsächlich auf, wenn wir die akustischen Signale aus unserer Umwelt wahrnehmen? Können wir uns an Dinge erinnern, die wir bloss gehört haben? Ich bin mir in der Rolle der Lehrperson oft nicht bewusst, wie viele Signale ich den SchülerInnen nur schon über meine Stimme zukommen lasse. Umso wichtiger erscheint es mir, im Unterricht zu unterscheiden, ob die Kinder einfach nur zuhören sollen oder ob ein konzentriertes Lauschen erforderlich ist. Letzteres ist um ein Vielfaches anstrengender! Nur schon in oben erwähntem Wasser-Beispiel musste man tatsächlich die Ohren spitzen. Man kann also unmöglich von den Kindern erwarten, dass sie uns während einem ganzen Schultag angespannt zuhören. Nicht einmal während einer Lektion ist es möglich. Also sollten wichtige Mitteilungen in irgendeiner Weise hervorgehoben werden.

Nun bleibt die Frage, weshalb also Tondokumente im Unterricht sinnvoll sind. Aus meinen obigen Überlegungen leite ich folgende Schlüsse ab:
Nehmen wir Eindrücke übers Ohr war, so weckt das Emotionen in uns. Insbesondere Musik kann uns in verschiedene Stimmungen versetzen und Gefühle zu Tage treten lassen. Ihr alle habt bestimmt auch schon mit Musik im Unterricht gearbeitet. In meinem zweiten Praktikum (es war eine 1. Klasse) haben wir ein Ritual eingeführt, welches immer mit der gleichen Musik eingeleitet wurde. Ohne Worte liessen wir ein ausgewähltes, ziemlich ruhiges und wohlklingendes Stück laufen, worauf die Kinder schon nach einigen Malen automatisch ganz ruhig wurden, da sie wussten, dass nun gleich das Ritual folgen wird. Höre ich mir dieses Stück heute an, so versetzt es mich noch immer in diese geheimnisvolle Stimmung im Klassenzimmer. Ich denke, auch das eine oder andere Kind würde die Musik sofort wieder erkennen.
Tondokumente sind aber keineswegs nur musikalische Aufnahmen. Der Einsatz eines Hörbeispieles, wie wir es das letzte Mal erlebt haben, kann sehr wirkungsvoll sein. Wie gesagt ist angespanntes Zuhören bzw. Lauschen eine Frage der Konzentration und erfordert die ganze Aufmerksamkeit. Es liegt also auf der Hand, dass man beispielsweise in einem unruhigen Moment die Kinder mit einem Hörbeispiel wieder „erden“ kann. Es darf natürlich nicht einfach so ohne Vorankündigung laufen gelassen werden, wenn man will, dass die Kinder dabei sind. Also bringt man sie erst zur Ruhe und danach zu sich selbst zurück, indem sie beispielsweise mit geschlossenen Augen lauschen. Oftmals ist es einfacher für die Kinder, die Augen geschlossen zu halten, wenn sie dabei den Kopf auf die Arme legen. Dazu ein kurzer Exkurs in die 1. Klasse: wir wurden vorgewarnt, dass die Kinder so etwas noch nie gemacht haben und dass es eventuell ein grosses Gekicher geben wird, wenn sie alle mit geschlossenen Augen dasitzen. Unsere Erfahrung war jedoch äusserst positiv. Und man kann effektiv besser zuhören, wird der Sehsinn „ausgeschaltet“.

Tondokumente beschränken sich also nicht nur auf ihre inhaltliche Aussage, sondern können auch als bewusstes Mittel zur Aufmerksamkeitslenkung eingesetzt werden.

Samstag, 16. Dezember 2006

Öl und Wasser

Warum schwimmt Öl auf Wasser oder auf Essig?

Dieser Frage begegneten wir im letzten MU Modul. Obwohl alle von uns Chemieunterricht hatten, wusste niemand genau, wie man diese Frage korrekt beantworten kann.
Ein Ansatz war, dass Öl einfach leichter ist als Wasser oder Essig. Tatsächlich, diese Aussage ist war. Dies konnten wir beweisen indem wir die gleiche Menge Öl und Essig wogen. Doch nimmt man soviel Öl, dass es gesamthaft schwerer ist als Essig, schwimmt es dennoch oben auf.
Nun habe ich in Chemiebüchern und im Internet nach der richtigen Antwort gesucht, damit wir ein für alle mal die richtige Lösung wissen.

Antwort:

Wie schon von einigen Studenten angenommen, schwimmt das Öl auf dem
Wasser /Essig, da es eine geringere Dichte hat. Öl hat eine Dichte von 0.8-0.9 kg/l und ist somit 10% leichter als Wasser

Was ist nun aber die Definition von Dichte?
Definition von Dichte:
Dichte (ρ)= Masse (m) durch Volumen (V).

Einheit:
ρ = kg/m³


Es ist schwierig, den Schülern die Dichte zu erklären, doch ich würde davor warnen den Kindern die inkorrekte Antwort zu geben, Öl sei einfach leichter.
Ich denke es ist nicht einmal eine so schlechte Idee, den Kindern die Dichte mit Kugeln zu erklären, welche weit oder sehr nahe beieinander liegen.

Ein Versuch zu Veranschaulichung:

Um den Kindern zu zeigen, dass das Öl tatsächlich eine geringere Dichte hat, kann man einen Versuch mit einem Eiswürfel machen.
Man stellt zwei Gläser hin. Das eine ist gefüllt mit Öl, das andere mit Wasser. Nun legt man in jedes Glas einen Eiswürfel. (Da muss man darauf achten, dass die Würfel wirklich die gleiche Grösse haben)
Die Kinder können nun beobachten, dass der Eiswürfel im Wasser obenauf schwimmt und der Eiswürfel im Öl sinkt.
Man könnte nun den Kindern erklären, dass es für den Eiswürfel im Wasser kaum einen Weg nach unten gibt, da ja alle Kugeln so nahe beieinander sind. Im Öl ist dies anders, da findet der Eiswürfel seinen Weg.

Ein weiteres Phänomen ist, dass sich das Wasser und das Öl nicht vermischen. An was liegt das?
Öl ist lipohpil (fettliebend) und Wasser ist hydrophil (wasserliebend). So stossen sich diese zwei Stoffe gegenseitig ab.
Man kann jedoch einen Emulgator dazu giessen und erhält so eine Emulsion (Gemisch)

Was sind Emulgatoren?
Emulgatoren sind Stoffe, die es ermöglichen, eigentlich nicht miteinander mischbare Komponenten in eine beständige Emulsion zu bringen. Emulgatoren zeichnen sich durch wichtige Eigenschaften aus, sowohl in Wasser als auch in Fett löslich zu sein. Die Moleküle eines Emulgators bestehen aus zwei Teilen, einem fettliebenden (lipophilen) und einem wasserliebenden (hydrophilen) Teil. Damit können sie die Grenzflächen zwischen zwei eigentlich unverträglichen Stoffen wie Fett und Wasser stabilisieren.

Interessanterweise wurde jedoch herausgefunden, dass man Wasser und Öl auch ohne Emulgatoren vermischen kann indem man die Luft abpumpt. Hierzu ein Artikel den ich im Internet gefunden habe:

Wie Öl und Wasser vermischt werden können


Wien - Öl und Wasser vermischen sich nicht - das galt bisher nicht nur inchemisch-physikalischen Forschungslabors, sondern auch in der Küche. Durch jüngste Experimente des Chemikers Ric Pashley von der Australian National University in Canberra kommt das Dogma nun ins Wanken.Ric Pashley entfernte die ansonsten stets vorhandene Luft aus dem Wasser und beobachtete eine spontane, dauerhafte Vermischung von Öl und Wasser, berichtet die Wissenschaftszeitschrift "New Scientist".Bringt man Wasser und Öl zusammen, kann man normalerweise noch so heftigschütteln, sobald man die Sache ruhig stehen lässt, schwimmt das Öl obenauf.Erst durch Zugabe so genannter Detergenzien - etwa Spülmittel - oderStabilisatoren kann eine homogene Flüssigkeit hergestellt werden. Dass Luftdabei eine Rolle spielt, war bisher unbekannt.

Wolkenartige Emulsion Pashley entfernte aus einer - vorerst natürlich erfolglosen -Wasser-Öl-Mischung sämtliche Gase, indem er die Luft abpumpte und dabei dasGemisch wiederholt abwechselnd einfror und auftaute. Was anschließendpassierte, überraschte auch den Chemiker: Es entstand spontan einewolkenartige Emulsion aus Wasser und Öl, die auch bestehen blieb, als siewieder der Luft ausgesetzt wurde.Auf die Idee kam Pashley, als er dünne, ölartige und Wasser abstoßendeOberflächen beobachtete. Beim Auseinanderziehen solche Filme bemerkte ermikroskopisch kleine Höhlen oder Bläschen, die vermutlich mit Gas aus demWasser gefüllt waren. Normales Wasser enthält stets physikalisch gelösteLuft, ohne Sauerstoff könnten Fische beispielsweise nicht überleben. (APA) Quelle: www.derstandard.at


Warum sinkt das Eis im Wasser nicht?

Auch diese Frage tauchte während dem letzten Modul auf. Die Antwort ist sehr spannend. Wasser verhält sich nämlich nicht so, wie all die andern Stoffe. Zum Beispiel sinkt eine Kerze in flüssigem Wachs und ein Stück Eisen hält sich nicht an der Oberfläche auf, wenn es in eine Eisenschmelze geworfen wird.
Warum sinkt dann das Eis nicht?
Auch hier hat die Antwort mit der Dichte zu tun. Die Dichte von Eis ist mit 0.92 g/cm3 geringer als die Dichte von flüssigem Wasser (1 g/cm3). Beim Gefrieren bildet sich nämlich eine Gitterstruktur mit Hohlräumen. Im Eis sind die Wasser-Teilchen dadurch weniger dicht gepackt als im flüssigen Wasser.

Eine Besonderheit des Wassers:
Das flüssige Wasser hat bei 4°C die größte Dichte. Dadurch dehnt es sich beim weiteren Abkühlen aus (sinkende Dichte führt zu Volumenausdehnung: V = m / ρ ), was die Ursache von Frostschäden und Verwitterung ist, wenn Wasser in Spalten eindringt und gefriert. Bei zugefrorenen Seen befindet sich so auch das 4°C warme Wasser am Seeboden, während kälteres Wasser mit geringerer Dichte nach oben steigt. Dies ermöglicht den Lebewesen im See zu überleben.

Freitag, 15. Dezember 2006

Experimentieren als Unterrichtsmethode

Oftmals hat das Experimentieren im Unterricht nur eine untergeordnete Rolle. Ob es mit dem verbundenen Aufwand der Lehrperson, mit der etwas unkontrollierten Methode oder mit der ungenügenden Ausstattung der Schulzimmer zu tun hat, weiss ich nicht. Ich denke, dass man schon mit einfachen Mitteln einen Versuch durchführen kann und dabei der Lernerfolg um ein vielfaches höher ist, als beim Nachlesen der Problemlösung oder dem Lernen mit einem Buch. Natürlich ist zudem die Durchführung von Experimenten für die Kinder hoch motivierend.

Wie wir auch schon im Modul Didaktische Modelle gehört haben, braucht ein erfolgreiches Unterrichten Problemstellungen, die den Kindern überliefert werden. Die Kinder suchen anhand dieser Probleme Lösungen, wobei dies Phantasie und Kreativität hervorruft.

Wie sollte eine solche Problemstellung aussehen?
Es erscheint mir wichtig, dass die Kinder die Möglichkeit haben selber Fragestellungen in den Unterricht einzubringen. Also z.B. wieso ist das Seewasser blau oder grau? Wieso bildet sich der Regen zu Tropfen und fällt nicht wie eine Decke vom Himmel?
Vielleicht muss die Lehrperson mit einer kleinen Einführung die Kinder animieren sich solche Fragen zu stellen.

Dazu sollte beachtet werden, dass das Problem alltagsnah und die Komplexität den Schülern angemessen ist. Es sollten zuerst die Naturphänomene erst dann die Laborphänomene behandelt werden. Bei der Problembehandlung soll die Lehrperson zuerst mit den Kindern ein Gespräch führen und dabei auf die langsamen Kinder Rücksicht nehmen. Vielfach haben jene Kinder gute Fragen und noch nicht angesprochene Vermutungen bezüglich der Problemlösung. (Prof. U. Fraefel)

Bei der Problemlösung soll Strukturiertheit und Unterstützung auf der Sachebene neben eigenem Experimentieren und Erkunden Platz haben. Alleinig die selbstgesteuerte Erarbeitung hat zu wenig Wirkung gemäss den Befunden des Forschungsprogramms NW-Unterricht Primarstufe. Um wirkliches Verstehen durch die Schüler zu erreichen, sollte bei der Umsetzung Selbstkonstruktion und Fremdsteuerung vereint werden.

Links
Ich habe im Internet zwei Links gefunden, die gute Versuche und Erklärungen anbieten.

www.physikfuerkids.de Verschiedene kindernahe Versuche werden thematisch vor- und bildlich dargestellt. Die Kinder könnten so selbstständig Phänomene kennen lernen und experimentieren. Zudem gibt es ein Forum, wo die Kinder eigene Fragestellungen reinschreiben können, welche von Experten beantwortet werden. Diese Antworten sind sehr verständlich und selbsterklärend. Eine wirklich gute Seite!!

www.blinde-kuh.de/search Zu verschiedenen Themen findet man auf dieser Seite Phänomene und Erklärungen. Zudem gibt es hier viele Unterrichtsideen für die Schule.

Sonntag, 3. Dezember 2006

Reziprokes Lernen

Unter kooperativem Lernen verstehe ich, dass zwei oder mehr Personen mit dem Ziel zusammen arbeiten, ein Problem lösen oder eine Lernaufgabe erfüllen. Lehrpersonen versuchen dabei, inhaltliches und soziales Lernen wirksam zu verknüpfen.
Wie können Schüler behutsam an diese selbständige Arbeitsweise heran geführt werden? Ich habe mir dazu einige Gedanken gemacht. Vorerst aber eine Zusammenfassung einer Art des kooperativen Lernens.

Das Reziproke Lernen
Reziprokes Lernen ist eine Unterrichtsmethode zur Verbesserung des Textverstehens. Die Schülerinnen und Schüler übernehmen dabei abwechselnd die Lehrerrolle, um mit der Gruppe dialogartig vier Strategien des Textverstehens durchzuspielen:

1. Fragen zum gelesenen bzw. gehörten Textabschnitt stellen,
2. eine Zusammenfassung geben,
3. Unklarheiten klären,
4. Voraussagen zum kommenden Textabschnitt machen.

Gefördert wird bei dieser Methode das Lese- und Hörverständnis. Neben dem Wissenserwerb wird hierbei ein zusätzliches Lernziel verfolgt, nämlich eine verständnisorientierte Lesetechnik beherrschen zu können. Der Einsatzbereich liegt sowohl in den Naturwissenschaften beim Verarbeiten von Sachtexten als auch im Deutsch.
Zudem werden Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, selbstständiges Lernen, Sozial- und Kommunikationskompetenz gefördert.

Überlegungen:
Kooperatives Lernen eignet sich nicht für jedes Lernziel oder für jede Aufgabe und ist auch nicht die allein Erfolg versprechende Unterrichtsform. Sollen z. B. die Schüler/innen etwas Schwieriges schnell verstehen, eignet sich ein klärender Lehrvortrag, der Komplexes vereinfacht, besser. Selbstständiges Denken kann auch mit entdeckendem Lernen gefördert werden.
Nicht jede Person profitiert im gleichen Masse von Gruppenarbeit. Der eigene Lerntyp, das Vorwissen, der familiäre Hintergrund oder die ethnische Zugehörigkeit spielen eine Rolle. Dabei kommt es wesentlich auf die Gruppenzusammensetzung an. Ob die Gruppe heterogen oder Schüler mit ähnlichem Lernstand zusammengesetzt werden soll, lässt sich lange darüber diskutieren. Ich bin der Meinung, dass Heterogene Gruppen gut zusammen arbeiten können, solange niemand zu kurz kommt.

Wie führe ich reziprokes Lernen ein?
Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Schülerinnen überfordert sind, wenn Gruppenarbeit angesagt ist. Mit anderen Worten: Ihnen mangelt es häufig am erforderlichen Know-how.
Wenn die Gruppenarbeit zur Teamarbeit werden soll, dann müssen die Schüler/innen nachhaltig qualifiziert werden. Aspekte der Zusammenarbeit müssen Schritt für Schritt eingeübt werden.
Nötig dazu sind Regel, die die Teamarbeit ermöglichen:
1) Wir lesen still die Arbeitsaufträge.
2) Wir verteilen die Rollen und respektieren sie.
3) Wir planen unser Vorgehen.
4) Wir äussern erste - auch unfertige - Gedanken.
5) Wir beteiligen uns alle am Gespräch.
6) Wir hören zu und lassen jeden ausreden.
7) Wir gehen fair miteinander um.
8) Wir lachen niemanden aus.
9) Wir achten darauf, dass es nicht so laut wird.
10) Wir reden über Probleme.

Die Lehrperson kann die Methode direkt mit ein paar Schülern vorführen , um den Kindern zu zeigen, was mit reziprokem Lernen gemeint ist. Danach müssen die Gruppen gefunden werden. Zum Beispiel mit ziehen einer Spielkarten oder Einteilung nach Kleiderfarben, Anfangsbuchstaben, Geburtstagen...

Der Arbeitsauftrag
Soll eine Gruppenarbeit klappen, ist eine vollständige Gruppenanleitung wichtig.

Als erstes sollte das Lernziel transparent gemacht werden: Warum diese Methode?
Danach sollte die Aufgabe verständlich gestellt werden. Wenn nötig über verschiedene Medien mitteilen.
Ein weiterer Schritt ist, dass die Lehrperson ihre Erwartungen transparent macht. Worauf kommt es ihr an? Z. B. erste Ideen in Stichworten? Nur eine Lösung festhalten? Anschliessend wird die Arbeitsform bestimmt:
Gerade auf der Primarstufe ist es wichtig, dass wir klar vorgeben, was die Schüler tun müssen: „Ihr arbeitet in Vierergruppen, ihr habt dieses Material, ihr habt diesen Raum zur Verfügung etc“. Wichtig ist, dass genügend Zeit gegeben wird. Wie lange dauert die Gruppenarbeit?
Danach sind Fragen zu klären, wie:
Wie genau? Wie viel? Wie exakt? Wie sollen die Ergebnisse präsentiert werden? Was wird beurteilt? Was müssen die Schüler/innen können, wissen, begründen?
Über Möglichkeiten für die Ergebnissicherung und die Präsentation der Ergebnisse muss vorgängig nachgedacht werden. Einige Beispiele dazu: Lerntagebuch; Zettelprotokoll; Plakat, Wandzeitung; Schriftlicher Gruppenbericht; Arbeitsblatt, Testfragen für die anderen
Gruppen ausarbeiten; Bild gestalten; Collage; Film, Video, Hörspiel;Test, Prüfung; Bericht; Ausstellung, Galerie; Pantomime; Diskussion im Plenum; Streitgespräch; Aquarium; Rollenspiel.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass…
… die Lehrperson, die kooperatives Lernen ermöglichen will, wagen muss, ihre Schüler/innen ein Stück weit allein zu lassen. Damit der Arbeitsprozess geregelt abläuft sollte die Lehrperson den Prozess im Blick haben, zuhören, abwarten, beobachten und den Lernenden Zeit lassen. Sie soll sich selbst auch zurückhalten können, wenn die Schüler in ihren Gruppen arbeiten. die Schüler sollten auch Gelegenheit haben, die kooperative Arbeitsweise zu reflektieren, indem sie überprüfen, was sie dabei gelernt haben und wie die Zusammenarbeit funktioniert hat. Die Lehrperson soll auch beraten und den Schülern Hilfen zur Selbsthilfe geben und Mut machen. Damit die Vorbildfunktion des Lehrers berücksichtigt wird, soll sie die Arbeitsformen vorleben und zuletzt Arbeitsergebnisse sammeln und strukturieren und eine Diskussion mit der ganzen Klasse bewerkstelligen.
Bei dem Ganzen soll nicht vergessen werden, dass der Lernprozess so wichtig ist wie die Lernergebnisse, und dass den Kindern einfach genügend Zeit zur Angewöhnung und Durchführung der kooperativen Arbeitsmethoden gegeben werden muss.
Lehrerinnen und Lehrer haben während des Frontalunterrichts kaum Ruhe und Gelegenheit, ihre Schülerinnen und Schüler differenziert zu beobachten. Im Gruppenunterricht dagegen kann eine Lehrperson beobachten, wie die Schüler/innen miteinander und mit der Aufgabenstellung umgehen. Es ist eine Gelegenheit, das Verhalten der Lernenden zu erfassen und auch zu dokumentieren. Die Beobachtungsgrundlagen können auch Basis für ein Klassengespräch sein oder liefern einen Hintergrund für einen Bericht über Arbeits- und Lernverhalten.

… auch Schülerinnen und Schüler beim kooperativen Lernen ein neues Rollenverständnis entwickeln müssen. Es wird einiges von ihnen verlangt: selbstständig denken, fühlen, handeln, ich mit Mitschüler/innen verständigen, Selbstkritik üben, Arbeitsschritte planen, Arbeitsergebnisse sichern, dokumentieren oder protokollieren.

Samstag, 2. Dezember 2006

Informationen festhalten

Ich mag mich noch daran erinnern, dass wir früher in der Schule meistens von der Wandtafel abgeschrieben haben, um wichtige Informationen in unserem Heft fest zu halten. Wenn ich in meiner alten Schulkiste herumstöbere, erfreue ich mich über die zahlreichen Dokumentationen von Tieren und Pflanzen. Aber nur, weil es in mir schöne Erinnerungen weckt. Erstaunlich ist, dass ich noch sehr viel über die verschiedenen Themen weiss, obwohl wir, wie bereits erwähnt, meistens die Texte nicht selber produziert haben. Eigenständig ist aber die vielfältige Gestaltung der Seiten. Wie aber konnte ich mir so viel von dem Wissen von damals merken? Was lernen die Kinder beim Abschreiben? Ich denke, vieles wurde uns beigebracht, indem wir selber forschen und entdecken durften. Damit auch die Eltern sahen was wir gemacht haben, wurde ein korrekt gegliedertes Heft gestaltet. So kommt es mir heute jedenfalls vor.

Ich habe mir im P1 zum ersten Mal Gedanken gemacht, wie die Schüler die erarbeiteten Informationen am besten festhalten können. Mir war klar, dass ich aus meiner eigenen Schulzeit heraus den Anspruch hatte, dass jeder Schüler sein eigenes Heft zur Erinnerung an dieses Thema haben sollte. Damals stand das bei der Planung im Vordergrund. So kreierte ich Arbeitsblatt um Arbeitsblatt, die die Schüler selber oder in Gruppenarbeiten gelöst haben, um es anschliessend in das Heft zu kleben. Dabei habe ich auf vielfältige Arbeitsblätter geachtet, so dass die Schüler ihr Interesse beim Erarbeiten nicht verloren haben.

Jeder Schüler hat sein eigenes Heft mit „individuellem Inhalt“
Im P2 sah das ein wenig anders aus. Ich liess die Schüler oft eigenständige Texte schreiben oder begleitete sie, wenn sie ihr eigenes Arbeitsblatt zu einem Teilthema gestaltet haben. Jeder Schüler hatte zuletzt ein Heft, das von Schüler zu Schüler nicht nur in der Gestaltung variierte, sondern auch im Detail der Informationen. Die Schüler notierten sich Sachen, die sie interessant empfunden haben.

Wie konnte ich aber bewerkstelligen, dass alle Schüler ein Grundwissen und somit meine vorher gesetzten Lernziele erreichen würden?
Ich habe mit den Kindern zusammen eine Themenwand errichtet, auf der ersichtlich war, was wir gerade behandeln (z.B. Die Feinde der Ameise). Durch „das Tagebuch einer Ameise“, woraus ich jede Stunde vorgelesen habe, hatten die Kinder einen roten Faden durch das Thema. Wir haben dann zusammen die neuen Informationen besprochen. Anschliessend konnten sie eigenständig in Gruppenarbeiten einen Postenlauf etc. erarbeiten. Dabei mussten sie Fragen beantworten oder eben freie Texte (auch Reflexionen) schreiben oder Bildbeschreibungen machen etc. Bei der „Korrektur“ habe ich gesehen, wie viel die Kinder begriffen haben und konnte so noch wichtige Informationen ergänzen. Zuletzt hatte jedes Kind ein Grundwissen und Fertigkeiten angeeignet. Dies zeigte auch die abschliessende Kurzüberprüfung der Lernziele.

Die Lehrperson
Für die Lehrperson selber bedeuten die „freien“ Arbeitsweisen einen Mehraufwand in der Vorbereitung. Die Arbeitsmethode muss genau organisiert und erklärt werden, so dass die Kinder vom vorliegenden Material optimal profitieren können. Während der Stunde begleitet sie die Kinder und bei der Nachbereitung muss sie sehr viele Kommentare schreiben.

Wenn Kinder Texte abschreiben
Wie ich am Anfang schon erwähnt habe, ist die Verarbeitung und Vertiefung der Informationen sehr zentral, wie viel wir davon später noch wissen. Ich denke aber, dass es sinnvoll ist, wenn die Schüler vollständige Unterlagen haben, die sie optimal zur Vorbereitung einer Prüfung benutzten können.
Teilweise wäre ein einheitlicher Text, der von den Kindern abgeschrieben werden muss und anschliessend in einer Form noch verarbeitet wird, einfacher und ebenso sinnvoll.
Wenn wir aber die Kinder einen Text abschreiben lassen, dann sollte die Informationsverarbeitung möglichst vielfältig und abwechslungsreich geschehen.

Hier noch einige Ideen zum Festhalten der Informationen:
- Bilder/ Bildausschnitte ausschneiden und Begriffe dazu notieren. Vergleiche machen
- Zu einem Bild eine Legende erstellen
- Einen Brief an einen Klassenkameraden schreiben. Was hat mich erstaunt?
- Lückentexte
- Eine Tabelle erstellen: Vergleiche machen
- Freie Texte schreiben: Gedanken zu diesem Thema; was weiss ich, was noch nicht
- Perspektivenwechsel: ich als… (Ameise)
- Texte werden gelesen und Fragen auf dem vorbereiteten Blatt gelöst.
- Während und nach einer Exkursion Beobachtungen festhalten und diskutieren
- Bilder und Stichwörter mit Linien verbinden
- Nacherzählung machen
- Kreuzworträtsel
- Leiterlispiel (auch im Grossformat möglich: jedes Kind gestaltet vier Felder zum Thema, anschliessend werden sie zusammen geklebt und in einer Turnhalle gespielt.)