Samstag, 13. Januar 2007

Spielend lernen

„Echtes Spiel zeichnet sich primär durch Selbstzweck und Selbstbestimmung aus – also durch Freiheit und Selbstverwirklichung – und nicht zuletzt durch Glück im Augenblick des Spiels“ – so ein Zitat aus dem Skript, Seite 84.
Selbstzweck und Selbstbestimmung beim Spielen stelle ich mir als grosse Herausforderung an die Lehrperson vor. Das Kind dem Spiel überlassen heisst zugleich auch sich als LP zurückziehen und den Dingen seinen Lauf lassen. Aber wo bleibt der Lerneffekt?

In diesem Eintrag möchte ich mich dem Spiel in der Schule widmen. Wir selber erlebten kurz vor Weihnachten, was es heisst, Zeit zu haben, um Spiele zu spielen und auszuprobieren. Ich erinnere mich, wie sich unsere Gruppe mit einem Spiel der Schweizer Geografie befasste. Viele Dörfer und Städte, die man vom Namen her kennt, jedoch nie genau weiss, wo sie sich tatsächlich befinden, kamen im Spiel vor. Die Kantonszuordnung war uns hin und wieder schwer gefallen, was oftmals ein leicht beschämendes Schmunzeln auslöste. Und tatsächlich: ich erinnere mich noch ziemlich genau an den Spielplan mit den Ortsnamen und Sehenswürdigkeiten der Schweiz und an die damals falschen Kantonszuordnungen. Also doch, ein Spiel kann uns sehr wohl etwas lehren!

In der Schule sollten Spiele vorhanden sein. Genau so wie Bücher zur freien Benützung stets präsent sein sollten, so sollten auch Spiele zur Verfügung sehen. Kinder, die die vorgegebenen Aufträge erledigt haben sollen auch mal Zeit haben, sich einem Spiel zu widmen. Dazu gehört jedoch eine Vorraussetzung: die Spiele müssen eingeführt werden. Unsere Spielgruppe vom letzten Mal hatte anfangs Mühe mit den Regelkenntnissen. Für uns war es nicht so einen grossen Aufwand, die Anleitung im Eiltempo durchzulesen, doch dies kann man nicht von SchülerInnen erwarten, welche vielleicht erst gerade mit Lesen begonnen haben. So kamen wir also zum Schluss, dass Spiele eine gute Einführung benötigen, um gebraucht zu werden.
Konkret stelle ich mir das so vor, dass anfangs der Klassenübernahme nacheinander, in einer Zeitspanne von wenigen Wochen, die üblichen Spiele im Klassenrahmen eingeführt werden. In der Halbklasse sollten die Kinder zudem bereits Gelegenheit haben, sich in die vorgestellten Spiele vertiefen zu können.
Was mir ebenfalls wichtig erscheint ist die Zeit zu geben, um spielen zu können. Die besten Spiele nützen nichts, wenn man nie Gelegenheit hat, sich damit zu befassen. Und somit relativiere ich oben Gesagtes; nicht nur die „Schnellen“ sollten Gelegenheit zum Spielen haben, sondern alle Kinder. Spiele fördern das positive Sozialverhalten und können gar Lerngegenstände vertiefen. Jedoch sollten meiner Meinung nach nicht alle vorhandenen Spiele „schulisch“ sein. Denn auch ein normales Kartenspiel hat positive Wirkungen. Unbewusst lernen Unterstufenschüler mit dem „Elferraus“ die Zahlenreihe oder Mittelstufenschüler über „Die Schweizerreise“ ihr Land kennen.
Spiele sind also sehr variabel einsetzbar und immer beliebt.

Zum Schluss möchte ich noch eine Praktikumserfahrung anhängen. In der 3. Klasse im P1 hatten wir einen ADHS-Schüler, welcher oft durch asoziales Verhalten auffiel. Er hatte Mühe, sich in eine Gruppe zu integrieren und war deshalb ziemlich unbeliebt bei seinen MitschülerInnen. Über Mittag - wir waren an einer Tagesschule - stand es den Kindern offen, in ein so genanntes Lernatelier zu kommen. Dieses Zimmer war ausgestattet mit Büchern und einer grossen Anzahl verschiedenster Spiele. Und genau der oben genannte Junge ging da regelmässig hin. Es war für ihn nicht immer einfach, mit seinen Kollegen nach den vorgegebenen Regeln zu spielen, aber im Grunde genommen war es auch für ihn eine lustvolle Angelegenheit.
Ich möchte hiermit sagen, dass Kinder, welche verhaltensauffällig sind im Sozialverhalten besonders oft spielen sollten. Es gibt wohl kaum eine vergleichbare, ebenso positive Art zum Training der Teamfähigkeit!

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