Sonntag, 21. Januar 2007

Früchte aus aller Welt zu jeder Jahreszeit

Importiere Früchte verbrauchen viel graue Energie
Letzten Donnerstag war ich mit meiner Gruppe im Früchte- und Gemüseladen Huber an der Hottingerstrasse. Ich staunte, dass Erdbeeren zu dieser Jahreszeit – immerhin ist es Januar- (schon wieder oder immer noch) erhältlich sind. Beim genaueren Hinschauen, entdeckte ich, dass die Erdbeeren nicht aus der Schweiz sondern aus dem Ausland importiert sind. Immerhin nicht von Übersee sondern von wärmeren Teilen Europa, aber dennoch importiert. Importierte Erdbeeren schmecken meist nicht nur nicht so süss und lecker wie unsere eigenen in der Erdbeeren-Zeit (die übrigens Mitte / Ende Mai beginnt), sondern sind erst noch teuer und verbrauchen mit dem ganzen Transport eine Menge Energie. Diese Energie wird in der Fachsprache "Graue Energie" genannt. Laut dem Online-Lexikon Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Graue_Energie) wird Graue Energie folgendermassen definiert: „Als Graue Energie wird die Energiemenge bezeichnet, die für die Herstellung, Transport und Lagerung (inkl. aller Vorprodukte) sowie die Entsorgung eines Produktes verbraucht wird, im Gegensatz zum direkten Energieverbrauch bei dessen Anwendung.“
Kauft man also Erdbeeren aus Spanien, so müssen diese erst einmal angesät und gepflückt werden (wie auch in der Schweiz). Zusätzlich kommt hier aber noch die Energie dazu, die für den Transport von Spanien in die Schweiz gebraucht wird. Die Erdbeeren kommen entweder per Flugzeug oder Lastwagen, was eine Menge Energie verbraucht. Dazu kommt noch das Lagern (Kühlen) der Früchte, damit sie nicht schon verschimmelt sind, wenn sie bei uns ankommen. Auch dies verbraucht eine Menge Energie.
Wie viel Energie steckt in verschiedenen Bohnen?
Ein weiteres gutes Beispiel habe ich beim Surfen auf folgender Page entdeckt: http://www.lid.ch/uploads/Pick16U_0405_alles.pdf , auf der man „Die Globalisierung unter die Lupe nimmt“. Es hat ein Beispiel, bei dem man Berechnen soll, wie viel graue Energie für die folgenden drei Produkte verbraucht wird:
- 1 kg inländische Bohnen in Dosen
- 1 kg frische Inland-Bohnen
- 1 kg frische Bohnen aus Ägypten
Mit Hilfe einer Tabelle und verschiedenen Angaben, kann man nun berechnen, wie viel Erdöl verbraucht wurde. Genauere Informationen erhält ihr, wenn ihr selber in die Page reinschaut.
Bei der Lösung kommt heraus, dass
- für 1 kg inländische Bohnen in der Dose 14.9 MJ (entspricht 4.1 dl Erdöl)
- für 1 kg frische Inland-Bohnen 4.1 MJ (entspricht 1.1 dl Erdöl)
- für 1 kg frische Bohnen aus Ägypten ganze 44.5 MJ (entspricht 12.5 dl Erdöl!!!!!)
verbraucht werden, was eine ernorme Belastung für die Umwelt und unser Klima darstellt.
Umsetzung in der Schule
Ich denke, dass sich ein solches Thema in der Schule etwa ab der 6. Klasse behandelbar ist. Für jüngere Kinder sind die Energie-Aspekte wahrscheinlich etwas schwer vorstellbar.
Man könnte das Thema zum Beispiel in einer Art Projektwoche behandeln, und auch mit anderen Fächern verknüpfen, wie der Mathematik, um zum Beispiel den Energieverbrauch zu berechnen, oder dem Deutsch, wo man zum Beispiel einen Aufsatz schreiben könnte, aus der Sicht einer Erdbeere, die von Spanien in die Schweiz importiert wird.
Am Mittag könnte man gemeinsam mit den Schülern gesunde Menüs kochen und eventuell auch einmal bei einem Gemüse-Bauer vorbeischauen, woher der Salat, den wir auf dem Tisch haben, kommt und wie er angepflanzt wurde. Weiter kann man einen Gemüse- und Früchteladen besuchen und einmal schauen, wie viele der Früchte- und Gemüsesorten nun eigentlich aus der Schweiz stammen.
Weitere Informationen und Tipps
Saisonkalender, auf denen sich nachschauen lässt, wann welche Früchte- und Gemüsesorten bei uns Saison haben, finden sich bei vielen Grossverteilern, wie zum Beispiel bei Coop: http://www.coop.ch/ueber/unternehmenspublikation/ernaehrungsbroschueren/_pdf/Saisonkalender_d.pdf

Weitere interessante und vor allem kindergerechte Beiträge zum Thema Ernährung und auch zu den „weit gereisten Früchten“ habe ich auf www.blinde-kuh.de gefunden.

1 Kommentar:

Andreas Hug hat gesagt…

Liebe Frau Bomholt
Vielen Dank für Ihre aufschlussreichen Gedanken. Gerade in der jetzigen Zeit, in der Erdöl knapp und teuer ist, alle Welt von der Klimaerwärmung und deren Folgen spricht, können Lehrpersonen die von Ihnen beschriebene Thematik mit Gewinn aufgreifen. Spannend ist es auch gerade im Januar, welche Gemüsesorte überhaupt Saison haben. Könnte man damit ein Menu kochen? So können sich die Kinder ebenfalls eine Vorstellung machen, was bspw. mittelalterliche Menschen gegessen haben. Damals gab es zusätzlich auch noch keine Kartoffeln, keinen Reis, keine Tomaten etc.
Auch dies wäre sicher lohnenswert um thematisiert zu werden.
Die Kinder in diesen Bereichen zu einem vielleicht kritischeren Bewusstsein zu führen, kann durchaus ein Ziel der Volksschule sein.
Freundlicher Gruss
Andreas Hug